Naturforscher - Warnen und Tarnen
Warnen und Tarnen im Tierreich
Während bei uns Menschen eine Tarnkleidung nur von einzelnen Berufsgruppen (z.B. Förster, Jäger, Soldaten) gebraucht wird, ist besonders für kleine Tiere das sich Tarnen oder auch das Warnen überlebenswichtig.
Bei ihnen geht es um Fressen oder Gefressen werden!
Bei der Jagd nach Beute vertrauen große Tiere auf ihre Geschwindigkeit und Körperkraft.
Kleine Tiere, die räuberisch leben, versuchen sich gut getarnt und dadurch möglichst ungesehen dem fetten Happen zu nähern und sich mit einem Überraschungsangriff die begehrte Beute zu sichern. Gleichzeitig sind sie durch die Tarnung davor geschützt, selbst Beute für ein anderes Tier zu werden.
Bei den Pflanzenfressern unter den kleinen Tieren ist es der Schutz vor dem Gefressen werden, der Tarnung oder Warnung notwendig macht.
Bei meinen Beobachtungen draußen in der Natur bin ich immer wieder fasziniert, wie vielfältig die Möglichkeiten der Natur sind. Daran möchte ich euch heute wieder teilhaben lassen.
Tarnen
Ein Meister der Tarnung ist für mich die Blauflügelige Sandschrecke.
Diese Heuschreckenart lebt vegetarisch von Gräsern, Moosen und Flechten. Die würden – selbst wenn die Heuschrecke schön bunt wäre – nicht vor ihr davon laufen. Für manch andere Tiere aber (z.B. Vögel oder Reptilien) ist die Sandschrecke eine begehrte Nahrung. Von ihnen möchte sie nicht gesehen und gefressen werden.
Da die Sandschrecke auf trockenen, steinigen oder felsigen Böden lebt, die nur wenig Pflanzenbewuchs haben, passt sie ihre Farbe perfekt dem Untergrund an. Die Variationen reichen von hellem Grau bis zu dunklerem Braun, durchsetzt mit Flecken und Bändern. Selbst die Augen, Fühler und Beine nehmen diese Färbung an.
Habt ihr auf dem 2. Foto die kleine Krabbenspinne entdeckt? Sie hat ihre Körperfarbe genau an das Gelb der Hornkleeblüten angepasst. So lauert sie auf kleine Fliegen und Mücken, die sich nichts ahnend in ihre Nähe setzen und schützt sich zusätzlich noch vor dem Gesehen und Gefressen werden.
Dass sie zu den Krabbenspinnen gehört, seht ihr an der Beinstellung, die man in der Form bei Meereskrabben findet.
Am lustigsten finde ich die Tarnung der Staubwanzenlarven. Sie leben auf Dachböden und in Ställen und bedecken ihren Körper rundherum mit Staub oder kleinen Sandkörnern.
So lauern sie auf andere kleine Insekten, die sie zum Fressen gern haben. Diese Raubwanzenlarven werden auch „Maskierte Strolche“ genannt. Zum Fotografieren musste ich meinen gefundenen kleinen Strolch auf einen Stein setzen, da sonst keine Details der gelungenen Maskierung zu erkennen waren.
Warnen
Beim Warnen geht es um Schutz vor dem Gefressen werden und da unsere größte Wespenart – die Hornisse – ein sehr wehrhaftes Tier ist, gilt gelb-schwarz im Tierreich als Warnfarbe.
Manche von euch haben sicher schon mal ängstlich auf eine harmlose Schwebfliege reagiert, aus Furcht, es sei eine Wespe. Aber sie hat keinen wehrhaften Stachel und imitiert nur das Aussehen der Wespe, um vor Fressfeinden geschützt zu sein. Auch einige Käfer und Schmetterlingsraupen schützen sich auf diese Weise.
Die Raupe des Lattich-Mönchs (einer Nachtfalterart) verbindet mit ihrer gelb-schwarzen Färbung beide Techniken zu ihrem Schutz. Da sie fast ausschließlich auf gelb blühenden Pflanzen zu finden ist, ist sie gut getarnt, und mit der Warnung klappt es zusätzlich.
Die kräftige schwarz-rote Färbung der Wolfsmilchschwärmer-Raupen signalisiert ebenfalls Gefahr.
Und diese Gefahr besteht für Fressfeinde wirklich. Die Raupen dieser Nachtfalterart ernähren sich ausschließlich von der giftigen Zypressen-Wolfsmilch. Den Raupen selbst schadet das Gift der Pflanze nicht,
aber für Fressfeinde werden sie giftig.
Die Raupe des Mittleren Weinschwärmers warnt auf andere, sehr beeindruckende Art. Hinter ihrem kleinen Kopf hat sie einen dicken Nackenwulst mit 4 großen Augenflecken. Ihr Köpfchen kann sie bei Gefahr in diesen Nackenwulst einziehen, so dass es aussieht, als würde man einer dicken kleinen Schlange ins Gesicht sehen. Da traut sich dann auch kein Vogel mehr ran.
Anhand dieser wenigen Beispiele, die ich euch heute gezeigt habe, könnt ihr einen kleinen Eindruck von der Vielfalt in der Natur bekommen. Wenn ihr selbst im Garten oder Eurer Umgebung auf Entdeckungsreise geht,
werdet ihr noch viel mehr davon erleben.
Hannelore Buchheit