Lebensraum naturnaher Teich
Wasser und Frühling – das Leben beginnt
An einem Märztag mit feuchtwarmer Witterung verrät uns das Knurren der Grasfrösche aus dem nahen Teich, dass der Frühling wirklich begonnen hat.
Für alle unsere Amphibien (Frosch- und Schwanzlurche), für Libellen und eine Reihe anderer Insekten beginnt der Lebenskreislauf im Wasser, bevor sie als erwachsene Tiere einen Landlebensraum bevölkern.
Grasfrösche und Erdkröten – eben erst aus der Winterstarre erwacht – machen sich auf eine Hochzeitswanderung voller Gefahren, um das Laichgewässer zu erreichen, in dem sie selbst geboren sind. Hier können wir die großen Laichklumpen der braunen Grasfrösche entdecken oder die 3 bis 4 Meter langen Laichschnüre der Erdkröten, die wie Perlenketten zwischen den Wasserpflanzen im Uferbereich entlang ziehen.
Die grünen Wasserfrösche, die das typische laute Froschkonzert veranstalten, laichen etwas später ab. Ihre Laichballen sinken nach kurzer Zeit auf den Gewässergrund und sind für uns nicht zu sehen.
Alle anderen Froschlurche (Frösche, Kröten und Unken) sind bei uns inzwischen selten geworden oder ausgestorben, weil die für sie passenden Lebensräume nicht mehr vorhanden sind. Auch die Zahl der häufigeren Grasfrösche und Erdkröten geht kontinuierlich zurück und wenn wir dieser Entwicklung nicht Einhalt gebieten, werden Teiche voller Kaulquappen bald der Vergangenheit angehören.
Von den Schwanzlurchen (Molche und Salamander) ist in den Teichen unserer Region der Bergmolch am häufigsten. Wie bei allen Molcharten legt auch das Bergmolchweibchen seine Eier einzeln in sorgfältig mit den Beinen gefaltete Blatttaschen von Wasserpflanzen, um sie vor Fressfeinden zu schützen. Teich- und Fadenmolche sind bei uns seltener zu finden und der Kamm-Molch ist inzwischen eine stark gefährdete Rote Liste-Art.
Pflanzen der Teiche
Allgemein bekannt sind die Wasserlinsen – oft als „Entengrütze“ bezeichnet. Von den verschiedenen, auf der Wasseroberfläche schwimmenden Wasserlinsenarten ist die Kleine Wasserlinse, mit nur einer Wurzel auf der Unterseite ihrer rundlichen Blättchen, am häufigsten zu finden. Auch Wasser-Knöterich und die verschiedenen Laichkräuter haben auf der Wasseroberfläche schwimmende Blätter, die je nach Art verschieden geformt sind.
Die bei uns häufigste Unterwasserpflanze ist die Kanadische Wasserpest. Vor vielen Jahren wurde diese aus Nordamerika kommende Pflanze bei uns eingebürgert und hat sich in manchen Gewässern zur Plage entwickelt.
An flacheren Wasserstellen im Uferbereich finden wir Pflanzen, die mit ihren Blättern und Blütenständen weit aus dem Wasser herausragen. Beispiele sind der Schmalblättrige Rohrkolben, der Ästige Igelkolben, der Froschlöffel und das Pfeilkraut.
Libellen
Auch bei den Libellen beginnt der Lebenszyklus im Wasser, nur findet dieser Beginn nicht im Frühjahr, sondern im Spätsommer bzw. Herbst statt. Während die Amphibien als erwachsene Tiere überwintern, überleben die Libellen – von zwei Ausnahmen abgesehen – den Winter als Ei oder Larve. Nur wenige Sommerwochen leben die Libellen als Fluginsekten, paaren sich und legen ihre befruchteten Eier ins Wasser ab. Die daraus schlüpfenden Larven leben je nach Libellenart einige Monate bis zu mehreren Jahren im Wasser. Dabei legt nur ein Teil der Libellenarten die Eier in Teichen ab. Für andere Arten sind kleine oder größere Fließgewässer oder auch Moorgewässer die passende Kinderstube. Während der Entwicklungszeit im Wasser häuten sich die Larven mehrfach und leben versteckt zwischen Wasserpflanzen. Dort lauern sie auf Beute, die sie mit ihrer Fangmaske ergreifen und zerkleinern.
Ist die Larve fertig entwickelt, steigt sie meist an einem Pflanzenstängel aus dem Wasser. Die Larvenhaut (Exuvie) platzt am Rücken auf und die Libelle befreit sich. Dabei müssen sich die Flügel erst langsam entfalten und aushärten, bevor die frisch geschlüpfte Libelle mit anfangs stark glänzenden Flügeln davon fliegen kann.
Folgende Klein- und Großlibellen sind regelmäßig an naturnahen Teichen zu beobachten:
Kleinlibellen | Großlibellen |
Becher-Azurjungfer Große Pechlibelle | Große Königslibelle Glänzende Smaragdlibelle Plattbauch Vierfleck Gemeine Heidelibelle |
Lebensgemeinschaft im Gleichgewicht
Ein naturnaher Teich ist eine komplexe Lebensgemeinschaft von vielen Pflanzen- und Tierarten, die im Idealfall in einem Gleichgewichtsystem miteinander leben und keiner regelmäßigen Pflege bedürfen.
Käferarten, Wanzen, Wasserflöhe, Köcherfliegenlarven, Mückenlarven, Schnecken, Muscheln und andere Organismen spielen eine wichtige Rolle, damit dieses Gleichgewicht funktioniert. Sie können in diesem Rahmen nicht alle berücksichtigt werden, laden uns aber ein zu beobachten und zu erkennen, wie komplex und vielfältig die Zusammenhänge in einem funktionierenden System sind.