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Ortsgruppen

Juni 2022


20. Juni 2022

Bericht der Jahreshauptversammlung 2022 – BN Kreisgruppe Hof

Artenschutz, Umweltbildung und Landschaftspflege waren die Schwerpunkte des letzten Jahres. Uns ist es mit 7 Partnern gelungen einen neuen Projektzeitraum für die Flussperlmuschelaufzuchtstation in der Huschermühle umzusetzen. Seit Mitte letzten Jahres fördert das Bundesamt für Naturschutz (BfN) das Projekt „MARA – Margaritifera Restoration Alliance“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit rund 5,83 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMU). Somit ist es uns gelungen die Finanzierung der Huschermühle für 6 Jahre zu sichern,“ so der Vorsitzende Uli Scharfenberg auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung der BN Kreisgruppe Hof, „und alle sieben Partner aus drei deutschen Bundesländern kümmern sich gemeinsam um den Flussperlmuschelschutz.“

Weit über 100 ha Fläche sind im Besitz oder sind von der Kreisgruppe Hof in Stadt und Landkreis Hof gepachtet. Von diesen Flächen werden 73 ha gepflegt und die Mahd teilweise mit der Hand aus der Fläche gebracht. 12 Hecken und Feldgehölze wurden gepflanzt und 8 Amphibienschutzzäune aus und abgebaut. „Dies ist jedes Jahr eine große Kraftanstrengung für die vier hauptamtlich Beschäftigten Mitarbeitenden und die ehrenamtlichen Helfer“, ergänzt Scharfenberg. Unterstützt wurde die Kreisgruppe Hof von den aktiven Ortsgruppen Frankenwald Ost und Helmbrechts u.a. mit Sensenkursen oder gezielten Pflegemaßnahmen. Daher wurde der BN Umweltpreis im Jahr 2021 an die zwei Artenschützer der ersten Stunde Hannelore Buchheit und Siegfried Hösch vergeben.

Mit den Durchgeführten Projekten „Entsteint euch“ und „Hof-Gärten“ in der Stadt Hof wurde auf auf die Fehlentwicklung bei den Steingärten, die sich immer mehr verbreiten hingewiesen. In gezielten symbolischen Aktionen konnten Gartenbesitzer*innen einen Eimer Steine aus ihren Vorgärten in Samen für bienenfreundliche Blühwiesen umtauschen. Und es wurde zwischen Gartenbesitzer*innen und Menschen aus Wohnungen ohne Gärten vermittelt, um sich gemeinsam um die vorhandenen Gärten zu kümmern oder die Arbeit zu übernehmen. Dies brachte Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen zusammen. „ Mit der Betreuung des Projektes „Feld macht Schule“ an der Montessori-Schule Berg und der Kooperation des Sozialunternehmens Systep bei der fachlichen Betreuung des Waldkindergartens in Naila haben wir unseren Auftrag der Umweltbildung abgerundet,“ so Scharfenberg.

Mit ungefähr 261.000 Mitgliedern in Bayern und knapp 3.000Mitgliedern in Stadt und Landkreis Hof ist die BN Kreisgruppe der größte Naturschutzverband sowohl in Bayern als auch in Hof. „Deshalb ist unsere Arbeit vor Ort so eminent wichtig. Fast vier Monate Krieg in der Ukraine und 2 Jahre Corona bestimmen die Realität in unserem Lande. So verheerend, grausam und unverständlich Krieg und Pandemie sind und unser Leben zutiefst beeinflussen, dürfen weder der Krieg noch die Pandemie dazu missbraucht werden, die weiteren großen Herausforderungen unserer Zeit zu leugnen oder zu verdrängen. Den Klimawandel mit allen seinen Folgen.“

Nach dem Kassenbericht, der Kassenprüfung und der Aussprache las Torsten Küneth auch bekannt als Torsten von Wurlitz aus seinem Kriminalroman „Flussperlmuschel“, Kommissar Wunderlichs erster Fall, einem spannenden Krimi mit vielem lokalen Bezug, nicht nur zur örtlichen Kommunalpolitik.

Die BN Kreisgruppe Hof veranstaltet am Samstag 02.07.2022 um 19.00 Uhr in der Huschermühle ihren diesjährigen Sommerempfang, als Ersatz für die coronabedingt ausgefallenen Neujahrsempfänge. Die Europaabgeordnete Maria Noichl, seit 2014 Mitglied im Europäischen Parlament und Vertreterin im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung berichtet über die europäische Ausrichtung der Landwirtschaft und diskutiert mit örtlichen Vertreter*innen der Landwirtschaft über die Entwicklung vor Ort.


13. Juni 2022

20 Jahre Sonderbriefmarke mit Flussperlmuschel

Am 10. Juni 2002 wurde am Dreiländereck bei Regnitzlosau eine Sonderbriefmarke der Reihe „Geschützte Tierarten“ der Öffentlichkeit übergeben. Das Motiv war, auf Anregung der Kreisgruppe Hof des Bund Naturschutz, die auf der Roten Liste stehende höchst gefährdete Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera).

Zum 20. Jahrestag der Herausgabe der Briefmarke konnte BN Kreisvorsitzender Uli Scharfenberg wieder am Dreiländereck Interessierte aus dem Bereich Muschelschutz, Politik und Behörden begrüßen, um über die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte zu berichten. „Ich freue sich, dass die Muschel inzwischen zu einer Attraktion geworden ist,“ so Scharfenberg.

Stellvertretender Landrat Frank Stumpf aus Naila würdigte in einem Grußwort das Engagement vor allem des ehrenamtlichen Naturschutzes. Er ging auf die Lebensweise der geschützten Tierart ein und erläuterte als „alter Briefmarkensammler“, dass in den Begleittexten zur Herausgabe der Sonderbriefmarken durch das damalige Finanzministerium immer viel Wissenswertes zu den jeweiligen Briefmarkentiteln stehe.

„Das ist eine absolute Rarität für alle Briefmarkensammler*innen,“ so Uli Scharfenberg bei der Übergabe eines der restlichen 9 Exemplare des damaligen Ersttagsbriefs mit der deutschen und tschechischen Briefmarke und den jeweiligen Erstagsstempeln an den stellvertretenden Landrat Frank Stumpf, „ Dieses haben wir mit einer originalen Briefmarke mit dem heutigen Tagesstempel, abgestempelt durch die Regnitzlosauer Postfiliale, ergänzt. Die verbliebenen noch vorhandenen und ebenfalls aktuell ergänzten Ersttagsbriefe bzw. Briefumschläge können gegen ein Gebot bei der BN Kreisgruppe Hof unter (info@bund-naturschutz.com) ersteigert werden.“ Allerdings sei Eile geboten, denn einer der kostbaren Briefe wurde schon gleich am Dreiländereck für einen dreistelligen Betrag an den neuen Besitzer übergeben.

SPD – Bundestagsabgeordneter Jörg Nürnberger freute sich, dass seine frühere Kollegin Petra Ernstberger zusammen mit dem damaligen Bund Naturschutz Kreisvorsitzenden Udo Benker-Wienands die Herausgabe der Briefmarke initiiert und ermöglicht hatte. Auch er versicherte, dass der Muschelschutz auch zukünftig auf Unterstützung durch den Bund, beispielsweise über das Bundesamt für Umweltschutz, zählen könne.

Petra Ernstberger, ehemalige Bundestagsabgeordneten der SPD, sandte ein Grußwort in dem sie darstellte, dass im damals zuständigen Innenministerium Grünes Licht für das Vorhaben gegeben wurde. Die Übergabe wurde zu einem Highlight für Philatelisten, da gleichzeitig auch die Tschechische Republik eine Sonderbriefmarke mit der Flussperlmuschel als Motiv herausgab.

Der damalige Bund Naturschutz Kreisvorsitzende Udo Benker-Wienands stellte die Geschichte des Muschelschutzes im Dreiländereck kurz dar. Nach einer Grunderhebung des Muschelbestandes durch die Bund Naturschutz Kreisgruppe Hof in der Südlichen Regnitz wurden das Wasserwirtschaftsamt und die Regierung von Oberfranken aktiv. Das von der Regierung schon damals vorgeschlagene großräumige Naturschutzgebiet im Einzugsbereich der Regnitz scheiterte am lokalen Widerstand. Der internationale Verein Perlmut e.V. mit Muschelschützern aus Sachsen, Böhmen und Bayern scheiterte mit seinem Vorhaben, in der Region ein Ökosphärenreservat einzurichten, ebenfalls. Die Herausgabe der Briefmarke habe viel dazu beigetragen, dass der Muschelschutz inzwischen sehr positiv gesehen wird. Letztlich habe man aber endlich die Flussperlmuschelzuchtstation in der Huschermühle mit öffentlicher Förderung einrichten können. Die Probleme seien damit aber noch keineswegs gelöst. Die Wasserqualität der früheren Muschelbäche sei immer noch verbesserungsbedürftig und als neues Problem kommen die zu geringen Niederschläge durch den Klimawandel hinzu. „Es fallen sogar Bäche im Sommer trocken“, so Benker-Wienands.

Ilona Groß, Bürgermeisterin aus Triebel berichtete über die Fortschritte im Muschelschutz im benachbarten Vogtland Landkreis und dem Vorhaben, in Auerbach ein Museum einzurichten.

Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer des BN Hof, stellte den Lebenszyklus der Muschel, die es nachweislich seit über 300 Millionen Jahren gibt, dar und gab der Hoffnung Ausdruck, dass es durch die Zuchtstation in der Huschermühle gelingen werde, die Muschel in ihren Restbeständen zu erhalten.